Victor COJOCARU, INTERFERENŢE GRECO-SCITICE CA REFLECŢIE A CIRCULAŢIEI MONETARE LA MARGINEA STEPEI

Revista „Cercetări istorice” – XXIV-XXVI / 2005-2007

Abstract / Zusammenfassung

Neben einigen kurz besprochenen Aspekten der Problematik der Pfeilspitzen als erste Tauschmittel im nördlichen Schwarzmeerraum, wird im ersten Teil des Beitrages versucht, die Untersuchung einer Frage zu vertiefen, die für das Thema „Repräsentation und Nomadismus“ von größter Bedeutung sein könnte: Wie kam es im griechisch-barbarischen Milieu des nordwestlichen Pontos zum Geldmittel in der Form der Pfeilspitzen? Als Schlussfolgerung vermutet der Autor in der Pfeilform, dem frühesten bekannten Geldäquivalent im nord-westlichen Schwarzmeerraum, einen Einfluss der Hirtennomaden und Steppenherren, mit welchen schon die frühesten Kolonisten aus dem Mittelmeerraum in Handelskontakten stehen mussten, also mehr eine „numismatische Entdeckung der Skythen“ durch die Griechen als eine Verbindung zum Apollonkult. Gleichzeitig deuten vermutungsweise sowohl die Pfeilmünzen als auch die Tatsache, dass sich der Apollonkult in seiner Hypostase als Ietros ausserhalb des Pontosraumes nicht verbreitete, auf eine umgekehrte Repräsentation der Bevölkerung, die Bogen als Hauptwaffe hatte. Also könnte Apollon Ietros, besonders als ôïîïöüñïò, aufgerufen worden sein, die Direktkontakte zwischen den griechischen Pflanzstädten an der nordwestlichen Schwarzmeerküste und den Skythen in ihrer großen Bewegung nach Westen zu erleichtern.

Im zweiten Teil des Beitrages richtet sich die Aufmerksamkeit auf ein weiteres für das Thema „Repräsentativität“ interessantes Ergebnis der Interferenz zwischen den Steppennomaden und den griechischen Siedler an der nordwestlichen Schwarzmeerküste. Zum Unterschied von Pfeilgeld geht es diesmal um einen umgekehrten Einfluss durch die Akzeptanz der Münzprägung als Herrschaftssymbol durch einige „barbarische“ Dynasten. So kommt man bis ins 2. Jh. v. Chr. hinab, in das Territorium der heutigen Dobrudscha, wo sechs Dynasten mit nichtgriechischen Namen Münzen auf griechische Weise prägten. Derzeitig sind schon etwa einhundert Bronzestücke von verschiedenen Typen und zahlreichen Varianten mit Darstellungen aus der griechischen Ikonographie, aber auch mit den iranischen Namen der Basileis Kanites,Charaspes, Tanusa, Akrosas, Ailios und Sariakes bekannt. Außerdem gehört zum Thema das von dem skythischen König Skiluros in Olbia aus Bronze geprägte Geld.

Obwohl die durchgeführte Untersuchung zwei unterschiedliche historische Kontexte verfolgt, sind die beiden ins Auge gefasste Perioden durch die spezifische Rolle der Nomaden bzw. der Skythen als Parallele zum Bild der griechischen Kultur der städtisch-ländlichen Gemeinschaften geprägt. So bietet der Autor eine explizite Bearbeitung dieser numismatischen Belege aus dem Blickwinkel von „Repräsentation und Nomadismus“. Zwar könnten die diskutierten Aspekte des Geldumlaufs am Steppenrand im Wandel der Zeit als numismatische Kuriositäten erscheinen, sie sind aber vielmehr als zwei offene Fenster zur weiteren Forschung der Kulturinterferenzen im pontischen Raum zu betrachten. Auf der Suche nach einem modus vivendi mit den „edlen Wilden“ in neueren Kolonisationsgebieten entdeckten die Griechen das Pfeilgeld als Spiegelreflexion der Handelskontakte mit den Herren der Steppe. Auf der Suche nach mehr Herrschaftslegitimierung akzeptierten Jahrhunderte später die seßhaften skythischen Dynasten die Überzeugungskraft der griechischen Münzprägung.